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Der Arztbrief – eine ungeliebte Notwendigkeit

Die Bedeutung des Arztbriefes für die ärztliche Kommunikation ist unbestritten, ebenso die Tatsache, dass viele Arztbriefe in der Praxis erhebliche Defizite aufweisen. Trotzdem hat das Thema noch immer einen untergeordneten Stellenwert in der medizinischen Aus- und Fortbildung.  „Das Verfassen von Arztbriefen ist als Lernziel weder im Medizinstudium noch in der  Weiterbildung fester Bestandteil“ beklagte das ‚Deutsche Ärzteblatt‘ schon vor Jahren (Dtsch. Ärzteblatt 2013, 110/37). Daran hat sich bis heute wenig geändert. Präzise formulierte und gut lesbare Arztbriefe sind Mangelware, davon wissen nicht nur niedergelassene Ärzte ein (Klage-)Lied zu singen. Gleichzeitig leidet das medizinische Fachpersonal im Klinikalltag oft unter erheblichem Zeit- und Arbeitsdruck, der die Übermittlung von verständlichen Diagnose- und Behandlungsinformationen zusätzlich erschwert. Dieses Problem betrifft zunächst alle Medizinerinnen und Mediziner, diejenigen mit nicht-deutscher Erstsprache jedoch in besonderem Maße.

Basierend auf mehrjährigen Erfahrungen an verschiedenen Krankenhäusern bieten wir daher in Zusammenarbeit mit den Teilnehmer*innen die Entwicklung eines Musterarztbriefes an, der je nach Fall, Station und hausspezifischen Gepflogenheiten abgewandelt werden kann.

Wir erarbeiten dabei Inhalt, Struktur und Form eines Basismodells bei Standardverläufen, das als digitale Formatvorlage  auf Wunsch auch in das klinikeigene Fortbildungsportal übernommen werden kann. Dazu stellen wir typische Redemittel und variable Sprachbausteine zusammen und trainieren  ausgewählte grammatische Phänomene, die für die Formulierung von Arztbriefen konstituierend sind (z. B. indirekte Rede und Distanzierungsfloskeln, syntaktische Konnektoren, Passivkonstruktionen, Nominalisierungen). Das Coaching ist an einem funktionalen Sprach- und Grammatikbegriff orientiert und bezieht die Bedürfnisse und Erfahrungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer grundsätzlich ein.